Problembären
Bei den Problembären handelt es sich um ein politisches Partizipationsprojekt im Juz Quierschied, welches gemeinsam mit der Schreinerei Kuhn durchgeführt wurde. (www.schreinerei-kuhn.com)
Jugendliche sind in Quierschied immer wieder von Ausgrenzungen aus dem öffentlichen Leben betroffen. Es gibt kaum Plätze im öffentlichen Raum, an denen sie sich dauerhaft aufhalten können. Gerade im Frühling und Sommer werden Jugendliche immer wieder von den Orten vertrieben, an denen sie sich nachmittags und abends treffen. Dies wird oft mit einer erhöhten Lärmbelästigung oder mit massiver Verschmutzung der Plätze gerechtfertigt. Das mag in Einzelfällen zutreffen, jedoch sind die Jugendlichen in ihrem Verhalten bei weitem nicht so auffällig, wie dies von großen Teilen der Kommune angenommen und vertreten wird.
Die Jugendlichen äußerten im Juz das Gefühl, von den Erwachsenen im Ort nicht erwünscht zu sein. Genau an diesem Punkt hat die Kampagne angesetzt. Die Problemlagen der Jugendlichen sollten in die kommunale Öffentlichkeit hineingetragen werden.
Die Idee für die konkrete Ausgestaltung einer solchen Kampagne orientierte sich am Problembär Bruno, der im Verlauf der Jahre 2005 und 2006 in Bayern für Unruhe sorgte. Ähnlich wie Bruno, der von den bayrischen Behörden damals wegen abnormalem und gefährlichem Verhalten zum Abschuss freigegeben wurde, werden Jugendliche in Quierschied von einem großen Teil der kommunalen Bevölkerung gesehen.
Zunächst wurden die Problemlagen der Jugendlichen und insbesondere die Orte, die hier im Zentrum stehen, ermittelt. Dies ist im Verlaufe der täglichen Arbeit mit den Jugendlichen und durch die Anwendung sozialräumlicher Methoden wie Autofotografie oder Sozialraumbegehungen geschehen. Um die Probleme im Ort öffentlich zu machen, sind Problembären an den passenden Orten in Quierschied aufgestellt worden.
Diese Problembären sind Holzaufsteller, die in künstlerischer Art die Probleme der Jugendlichen darstellen. Es sind lebensgroße Figuren aus Sperrholz, die Jugendliche in Kooperation mit der Schreinerei Kuhn in Quierschied gestalteten. Die Jugendlichen gerieten so in Kontakt mit einem lokalen Handwerksbetrieb und konnten Erfahrungen im Schreinerhandwerk sammeln.
Die fertigen Figuren wurden ohne Kommentar an den entsprechenden Orten in Quierschied aufgestellt. Sie sollten vorerst unkommentiert bleiben, um so die Menschen, zum Nachdenken und Spekulieren zu bewegen. Durch Artikel in lokalen Zeitungen und auf Flugblättern und Flyern wurde die Öffentlichkeit schließlich über den Hintergrund der aufgestellten Bären informiert. Zudem gab es einen Rundfunkbeitrag bei einem örtlichen Radiosender.
Für Furore sorgte auch einer der Bären, der an einem Einkaufszentrum positioniert wurde. Hier sollte darauf aufmerksam gemacht werden, dass Jugendlichen pauschal Hausverbot erteilt wurde und sie unter Generalverdacht des Ladendiebstahles gestellt wurden. Entsprechend wurde dort ein Bär in Sträflingskleidung positioniert. Dieser wurde über Nacht jedoch entwendet. Die Jugendlichen gaben über den Facebook- Account des Jugendzentrums eine Vermisstenmeldung heraus, an der sich viele Ortsansässige mit Kommentaren beteiligten. Trotzdem konnte der Bär nicht mehr aufgefunden werden.
Am Ende zeigte sich für die Jugendlichen, dass sich soziales Engagement durchaus lohnen kann. Herr Kuhn lud die Projektbeteiligten zu einem exklusiven Besuch auf den Hockenheimring ein. Dort gab es neben einem Autorennen auch einen Blick hinter die Kulissen, mit Besuch der Boxengassen, der Fahrerlager und was es sonst noch zu bestaunen gibt.