Freibadaktion

Politisches Partizipationsprojekt im Jugendzentrum Dudweiler. Das Juz engagiert sich gegen die Schließung des lokalen Freibades und bestärkt Jugendliche darin, sich aktiv in den Diskurs rund um die Schließungspläne einzubringen.

MAtze

Politik wird von den Jugendlichen oft als etwas „von oben herab“ wahrgenommen und liegt meistens außerhalb ihres Erfahrungsraumes. Im Falle der Freibadschließung gab es einen Berührungspunkt zwischen Politik und den direkten Lebenswelten der Jugendlichen. Stück für Stück konnten die alltäglichen Gespräche der Jugendlichen von den MitarbeiterInnen aufgegriffen und zu einer allgemeinen Diskussion ausgeweitet werden.

Im März 2013 beschloss die Stadtverwaltung auf Basis der Schuldenbremse des Landes ein neues Bäderkonzept für Saarbrücken. Dieses sah u.a. die Schließung des Freibades in Dudweiler vor. Die Schließungspläne wurden durch die Medien bekannt und auch zum Gesprächsthema unter den Jugendlichen im Jugendzentrum. Dies griffen das Juz auf und eröffnen eine Diskussion rund um Teilhabe und politisches Mitspracherecht.

Eine Sache wurde dabei deutlich: Das Schwimmbad bedeutete den Jugendlichen etwas und sie wollten sich mit allen Mitteln gegen dessen Schließung einsetzen. Diese Mittel waren vielfältig. Verschiedene Jugendliche setzten sich mit ihren eigenen Ideen und Methoden für das Projekt ein. Dies ging von kreativen Aktionen wie Trickfilmen bis hin zur Teilnahme an Demonstrationen mit Tanz- und Zirkuseinlagen. Die Jugendlichen erstellten Unterschriftenlisten, erstellten und verteilten Zeitungsartikel und selbst gestaltete Rettungsringe. Sie nahmen an einer Bürgersprechstunde der Oberbürgermeisterin teil und besuchten eine Stadtratssitzung.

Das Interesse daran war im Sozialraum und, dank der sozialen Netzwerke, auch darüber hinaus enorm hoch. Über mehrere Monate fand eine aktive Auseinandersetzung und Kommunikation statt. Das Jugendzentrum vernetzte sich mit Politikern verschiedener Parteien, lokalen Vereinen und Bündnissen, Jugendlichen aus anderen Teilen Deutschlands mit ähnlichen Problemen und sogar mit einem der Teilnehmer von „Deutschland sucht den Superstar“, den man für ein Solidaritätskonzert gewinnen wollte.

Dabei realisierten die Jugendlichen aber auch, dass Politik oft kompliziert ist und Entscheidungen von vielen Faktoren abhängen. Sie erlebten, dass politische Prozesse langwierig sind und sich nicht von heute auf morgen abschließen lassen. Im Laufe der Aktionen gab es viele Rückschläge und Phasen des Desinteresses, so dass Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz gefragt waren. Sie erfuhren, dass es in einer Demokratie nicht immer nur um die eigene Meinung gehen kann, sondern auch um das Tolerieren anderer Meinungen und leider auch oftmals um das Aushalten können von Reizthemen.

Letztendlich blieb das Bad jedoch vorerst erhalten und die Jugendlichen konnten so auch ein Erfolgserlebnis für sich und ihr Juz verbuchen und gebührend feiern.

Szenen aus dem Engagement der Jugendlichen gegen die Schließung des Freibades